Der Vater | Meissen
Die Mutter meines Vaters, Ulrike Vesper, wurde 1907 in München geboren. Ihre Eltern hatten ein Jahr zuvor geheiratet. Karl Wilhelm Vesper war gerade 24, seine Frau Katharine Eugenie Waentig drei Jahre älter. Käthe Waentig war Grafikerin und steuerte zu den Büchern ihres Mannes Illustrationen bei. Sein Studium hatte Karl Wilhelm nach nur zwei Jahren abgebrochen. Angeblich weil seine Eltern ihm die Unterstützung verweigerten. Vielleicht lag das an der Liason mit seiner späteren Ehefrau. Fortan arbeitete er als Lektor und Übersetzer in Münchner Verlagen (C.H.Beck u. Langewieschen). 1909 gebar Käthe einen Sohn, Albrecht. Will betätigte sich erfolgreich als Herausgeber und ab 1911 als freier Schriftsteller. Zur selben Zeit wurde die zweite Tochter, Renate, geboren. Während eines Auslandsaufenthalts in einer Künstlerkolonie bei Florenz begann 1914 der erste Weltkrieg. 1915 meldete Karl Wilhelm sich freiwillig zur Bayrischen Infanterie. Nach dem Krieg zog die Familie nach Meißen, wo Will Vesper wieder als freier Schriftsteller arbeitete.
Sie zogen in ein Haus im Stadtteil Cölln in unmittelbarer Nähe zum Vereinssportplatz an der Elbe. Vom Garten hinter dem Haus gelangte man direkt auf den Leinpfad. Bog man rechts in diesen Weg am Fluss, gelangte man nach wenigen Minuten zur Bahnbrücke. Über den Fußgängersteig war es dann nicht mehr weit zu den Liegeplätzen der Dampfer der 'Weißen Flotte', mit denen es sich elbaufwärts bis nach Dresden und elbabwärts bis Mühlberg fahren ließ. Direkt hinter den Ausschiffungsplätzen plantschten Kinder in der Triebitsch, während in der Badeanstalt für Frauen und der für Männer Flaute herrschte. Es war noch zu kalt zum Baden in der Elbe.
04.06.2024 - 21:07:00